Carla Chlebarov

Es geht immer um die Kunst

Eine farbenprächtige Ausstellung zeigt Carla Chlebarov ab Freitag, 4. September in der Galerie Plattform 3/3.
Eine farbenprächtige Ausstellung zeigt Carla Chlebarov ab Freitag, 4. September in der Galerie Plattform 3/3. (Foto: hv)

Friedrichshafen sz Mit Carla Chlebarov aus Salem haben die Werke einer Künstlerin in die Galerie Plattform 3/3 gefunden, die sich nicht autodidaktisch an ihr Motiv herangetastet hat, sondern ein Studium an der Münchner Akademie der Kunst absolvierte, zuletzt als Meisterschülerin von Franz Bernhard Weißhaar.

Besondere Prägung erhielt die Künstlerin von Professor Hermann Nitsch, dem sie von 1989 bis 1999 auch auf der Internationalen Sommerakademie in Salzburg assistierte. Nitsch schreibt über sie: „Carla Chlebarov gehört für mich zu den besten lebenden gestischen Malerinnen.“

Die Ausstellung in der Plattform 3/3 wirkt in sich geschlossen, obwohl sie großformatige Bilder zeigt, die stark von der Bildsprache des Informel geprägt sind, aber auch Arbeiten, die typisch sind für den abstrakten Expressionismus. „Ich bin schon sehr gegenstandsfrei“, sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „wenn’s geht.“


Farbe, Raum, Fläche, Spannung

Natürlich kann man bei längerem Hinsehen durchaus figurative Elemente erkennen, wie wenn man länger auf Wolkenformationen oder auf Steinböden blickt, doch darum geht es ihr nicht. „Es geht immer um die Kunst“, sagt sie spontan, als sie auf ihre kunsttherapeutische Arbeit angesprochen wird. „Hier wie da geht es um die Auseinandersetzung mit Farbe, Raum, Fläche, Spannung.“

Die Farbe ist ihr etwas Wesentliches. Die Skala reicht von eher verhaltenen Farbkompositionen bis zu kräftigen, miteinander in Wettstreit tretenden Farben, die die Form in den Hintergrund treten lassen. Hintergrund? Carla Chlebarov liebt es, viele Schichten übereinander zu legen, ein Sinnbild für das Einfangen von Zeitebenen. Zu feste Vorstellungen im Voraus lehnt sie ab: „Da geht zu viel von der Lebendigkeit verloren.“ Sie setzt verschiedene Techniken ein, beginnt vielleicht mit Eitempera, heute überwiegend mit Acryl, auf das sie dann Öl setzt. Skizzenhafte Striche schweben über dem Ganzen, durchdringen Fläche, verschwinden – oder sollte man besser sagen: verstummen?

Mit einer Ausbildung zur Dekorateurin bis zum Gesellenbrief hat die 1966 auf Norderney geborene, heute in Salem lebende Künstlerin begonnen. Nach drei Jahren als Assistentin für Filmausstattung in den Bavaria Filmstudios und nach Arbeits- und Studienaufenthalten in den USA und Mexiko wechselte sie auf die Kunstakademie in München, nachdem sie erkannt hatte, dass das ihr Weg sein werde. Heute ist sie freie Künstlerin mit Atelier in Markdorf: „Es war mein tiefer, inniger Wunsch, so zu leben.“ Die Bilder geben ihr Recht. Viele Inspirationen hat sie umgesetzt, verwandelt, bis etwas Eigenes entstanden ist. Kurzum: wirklich sehenswert.

 

Helmut Voith, 2015