Carla Chlebarov absolvierte von 1987-1994 die münchner akademie und studierte mehrere male bei mir an der internationalen sommerakademie in salzburg. der ursprung ihrer malerei liegt eindeutig im
informellen, im abstrakten expressionismus, in der gestischen malerei. die substanzsinnlichkeit der farbe wurde zu ihrem anliegen. farbe wurde als paste, als flüssigkeit verschmiert, verschüttet,
verspritzt. das bild wurde beschmutzt, bekleckert, befleckt. ihr eigener weg ging über diese grundvoraussetzungen hinaus. neben dem substanziellen der farbe entdeckte sie wieder den farbklang.
die befleckung und beschüttung wurde nun mit farbtönen vorgenommen, die berauschungsmöglichkeiten der gesamten farbskala ausgekostet. tulpenrot, fleischrot, grellrot, purpurblutrot,
veilchenviolett, vangoghgelb, wasserblau, jasmin und nelkenweiß schüttet sie auf die blumenpalette des bildes. die gestische malerei wird in eine ausdrucksstarke malerische lyrik verwandelt. eine
spontane lockerheit wird erzielt ohne verkrampfung. aber es ist nicht nur das vegetative schwelgen in blumenfarben. das leben, blut wird in allen farben zelebriert. grünes pflanzenblut
verspritzt. wie durch das wachstum der pflanzen pumpen sich blumenblustsäfte hinein in die offenen fleischwunden der blüten bzw. des farbauftrags. diese farbanordnungen müssen honigsammelnde
insekten anziehen. ihre bilder sind für mich vollgesogen mit weihrauch und einer schweren alten gärenden honigsüsse, sie haben ernst und heiterkeit von messkleidern. Carla Chlebarov gehört für
mich zu den besten lebendigen gestischen malerinnen.
Hermann Nitsch, salzburg august 1999