Carla Chlebarov

Über 200 Besucher bei Carla Chlebarov

Bei der Vernissage der Ausstellung „Color Codes“ in der Draenert-Orangerie in Immenstaad herrschte am Sonntag ein Andrang wie noch nie. Die Künstlerin zeigt Malerei aus 30 Jahren und gibt auch Einblick in ihre Skizzenbücher.

Noch keine Vernissage war nach Angaben von Draenert so gut besucht wie die von Carla Chlebarov. Bild: Elfi Braschel
Noch keine Vernissage war nach Angaben von Draenert so gut besucht wie die von Carla Chlebarov. Bild: Elfi Braschel

Spektakuläre Malerei in einem exquisiten Ambiente zwischen Designer-Möbeln – das wollten sich zahlreiche Kunstinteressierte am Sonntag zur Vernissage von Carla Chlebarovs „Color Codes“ in der Draenert-Orangerie der Möbelmanufaktur Draenert in Immenstaad nicht entgehen lassen. Noch bis zum 30. September präsentiert die Salemer Künstlerin eine Retrospektive ihrer Malerei aus mehr als drei Jahrzehnten. Dennoch ist es nur eine Auswahl ihres langjährigen Schaffens. Mit über 200 Besuchern war der Andrang bei der 63. Großveranstaltung dieser Kunstgalerie größer als je zuvor. Sonst kämen nie so viele Leute, hieß es seitens des Veranstalters. Die Besucher zeigten sich begeistert von der abstrakten Malkunst und leuchtenden Farbenpracht.

Für die Salemer Künstlerin ist es eine besondere Ehre, gerade zum 25. Jubiläum der Draenert-Orangerie ausstellen zu dürfen. Firmenchef Patric Draenert freut sich, wieder einmal eine Ausstellung mit farbiger, imposanter Malerei im Haus zu haben. Für die Laudatio konnte die Kunsthistorikerin Barbara Baiker gewonnen werden. Von einer Kunsthistorikerin dieses Formats hatten viele allerdings eine etwas farbigere Laudatio erwartet, gerade im Hinblick auf die hohe Qualität der Exponate von Carla Chlebarov. Wie zum Beispiel für die Landschaftsbilder: „Ein klarer Aufbau, mit dunklem Vorder- und Mittelgrund und einem bläulich türkisfarbenen verschwimmenden hellen Hintergrund unter einem eindrucksvollen Wolkenhimmel.“


Baiker zeigte jedoch großen Respekt vor Chlebarovs Arbeiten: „wegen der leuchtenden Farben und ihrer teilweise gestischen und sehr sinnlichen Malerei. Ich spüre die Wucht der Farben.“ Die ganze Palette mit ihren Stimmungen und Schwingungen drückten diese Bilder aus. Für Carla Chlebarov seien diese jedoch nicht nur bildgewordener Gestus, sondern Ausdrucksmittel, um etwas Unsichtbares sichtbar zu machen. Ihre expressiven Farben und häufig kreisenden Formen verwiesen auf ihre farbliche Komponente oder Materialität: “Durch die Ausschaltung des Bildgegenstandes entfalten die Farben und Formen ihr eigenes wahres Wesen und können dadurch auch Empfindungen ausdrücken.“ Um aufzuzeigen, was abstrakte Malerei ermöglicht, zitierte Baiker Wassily Kandinsky: „Die traditionelle Malerei kann das neue Weltbild nicht mehr angemessen wiedergeben... Die abstrakte Komposition kann eine tiefere Wirklichkeit zumindest andeuten.“

Eines ihrer Lieblingsbilder sei „Stillleben Atelier“, gestand Baiker. Vieles sei nur angedeutet wie Fläche und Raum und bleibe in der Schwebe. Teilweise wirke das Bild skizzenhaft wie Farbspuren und Farbkleckse. Ebenfalls stark beeindruckt sei sie von „Red Dot 2“ mit der frei schwingenden Skizze auf Rot-Blau-Weiß. Baiker fragte sich, ob die Bilder in den freien Farben und Formen eine Art von Tagträumen oder intensiven Gefühlen von Erkennen und Erahnen seien und führte weiter aus: „Carla Chlebarov spricht in der Sprache von Farbe und Form, von Fläche und Raum. Sie spielt mit Erkennen und Fremdheit.“

Eines der bevorzugten Bilder Baikers ist „Apotheke Atelier“: „Es wirkt räumlich und flächig zugleich und zeigt eine Ansammlung von Malerutensilien, Tischen und Regalen. Das diffuse Ineinanderlaufen von Farbe verleiht dem Ganzen eine unerreichte Leichtigkeit.“ Bewunderung äußerte Baiker über die Qualität, mit der es die Künstlerin schaffe, ihre ganz eigene Welt der Wahrnehmung auszudrücken.

Das Interesse und die Bewunderung der Besucher waren enorm. Überaus angetan schienen diese auch von Chlebarovs sehr persönlichen, erstmals gezeigten Skizzenbüchern, in denen wegen des für die Künstlerin großen Wertes verständlicherweise nur mit Handschuhen geblättert werden durfte. „Noch nie habe ich irgendwo gesehen, dass jemand der Öffentlichkeit Einblick in so etwas gegeben hat“, sagt die Künstlerin, die die begeisterte Reaktion darauf zurückführt.

Nicht zuletzt mischten sich unter die Schwingungen der Farben die Schwingungen der anregenden Swing- und Jazzklänge von Sabine Herzog & Band: eine inspirierende Einstimmung für einen schönen Sonntag – und für Carla Chlebarov, die eine Reihe von Bildern verkaufen konnte, ein Riesenerfolg.

Elfi Braschel (Südkurier), 5.7.2016

 

Die Ausstellung in der Draenert Orangerie in Immenstaad (Steigwiesen 3) dauert bis 30. September. Geöffnet ist sie jeweils Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr.