Carla Chlebarov

Frei, unangepasst und tabulos

Carla Chlebarov stellt aus, was sonst verborgen geblieben wäre
Unerhörte Kunst: Carla Chlebarov stellt aus, was sie eigentlich nie ausstellen wollte. (Foto: Lena Reiner)

Carla Chlebarov stellt aus, was sonst verborgen geblieben wäre

Friedrichshafen sz „Geht's noch“ fragt die Künstlerin Carla Chlebarov mit ihrer Ausstellung in der Galerie am kleinen Berg, die sie am Kunstfreitag, 12. Februar, eröffnet. Sie versammelt Werke, die sie eigentlich nie ausstellen wollte.

„Manchmal entstehen solche Werke, die man eigentlich nie zeigen würde“, sagt die 48-Jährige. Da sie keine Konzeptkünstlerin sei, entstünden viele Bilder eben auch aus einem Gefühl heraus. Ihr sei es wichtig, authentisch zu sein und daher arbeite sie so spontan. Tabus kenne sie beim Schaffen keine: „Ich finde es wichtig, frei zu sein. Ich glaube, als Künstler ist es fast Pflicht, frei zu sein, unangepasst und tabulos.“ Setze sie sich vorab Regeln, dann sei das nur destruktiv. Ihre Werke würden meist informell, abstrakt und gegenstandslos.

„Das zeigt man normalerweise keinem“, sagt Chlebarov über eines ihrer ausgestellten Werke wiederholt. Ein Widerspruch zu ihrem Kunstverständnis? Überhaupt nicht, findet sie. Denn im Alltag brauche es im Gegensatz zum reinen künstlerischen Wirken doch ein gewisses Maß an Angepasstheit. Und da habe sie tatsächlich auch so etwas wie Tabus: „Die ergeben sich aber mehr daraus, dass meine Bilder oft sehr persönlich sind und ich mich frage, ob ich mit ihnen nicht zu viel von mir der Öffentlichkeit preisgebe.“ Die Bilder, die sie nun erstmals zeigt, sind aber noch aus einem anderen Grund jahrelang unter Verschluss geblieben. Die Bilder seien zu figürlich, um zum sonstigen Stil Chlebarovs zu passen. „Es waren lange einfach allein stehende Einzelwerke. Über die Jahre hat sich dann aber doch ein Zusammenhang ergeben“, erläutert sie.

Ein zweideutiger Akt

Zu vielen Bildern gibt es kleine Geschichten. Einige Akte tragen den (Spitz-)Namen des Modells. Auf einem geblümten Vorhang ist Sebastian zu sehen, in weißer Farbe hebt er sich von dem bunten Muster ab. Bei anderen Bildern weiß sie nach all den Jahren selbst nicht mehr so genau, wen sie da eigentlich abgebildet hat und dann wieder sind da Werke, die entstanden sind, ohne ein reales Vorbild zu nehmen. Es gibt in der Galerie am kleinen Berg aber auch Motive, die gar nicht so eindeutig sind: „Viele sehen hier eine Frau mit grünem Haar, dabei ist das ein Mann, den ich eben sehr sanft gezeichnet habe.“ Auf jeden Fall laden die Werke zum genauen Hinsehen und Erkunden ein – es sind keine Bilder für den kurzen Blick.

 

Lena Reiner, 2016